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Makrofotografie

Blumen, Gedanken, Herbst, Makrofotografie, Natur

Makrofotografie: Meine liebste Achtsamkeitsübung

Oktober 27, 2019

Achtsamkeit, diese besondere Form der Aufmerksamkeit, der bewussten Wahrnehmung des aktuellen Momentes mit allen Sinnen, tut gut und gibt ein Gefühl der Freiheit und des Losgelöstseins.

Seit ein paar Jahren heißt meine ganz persönliche Übung von Achtsamkeit Makrofotografie. Gestern war es dann wieder mal so weit, das sonnige Wetter und der dringende Wunsch, dem Alltag und den Sorgen zu entfliehen, ließ mich meine Kamera schnappen und nach draußen in den Garten flüchten. Das war die beste Idee, die ich haben konnte, denn nach zwei Stunden Fotosafari und etwas Gartenarbeit konnte ich entspannt und mit einem Lächeln auf den Lippen den Feierabend genießen.

Bei diesen Streifzügen durch die wundervolle Welt der Details werde ich wieder zum Kind, krabbele auch der Wiese herum, um auf Augenhöhe mit meinem Motiv zu sein oder streichele auch mal einen Baumstamm, um die wundervolle Struktur der Baumrinde zu erfühlen.

Das ist immer wieder spannend und so erlebe ich eigentlich Bekanntes plötzlich aus einer anderen, ungewöhnlicheren Perspektive. Diese Betrachtungsweise hat mir schon so manchen “Wow”-Effekt beschert und auch meine Sicht gegenüber der uns Menschen definitiv überlegenen Natur verändert. Da wird man bescheiden und dankbar, auf diesem schönen Planeten verweilen zu dürfen.

Schon alleine das Überlegen, auf welchen Bereich meines Motivs ich den Fokus richten soll, verlangt Konzentration und lässt mich alles um mich herum vergessen.

Die Schärfentiefe lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf einen bestimmten Bereich, hier die Blütenmitte. Auf dem ersten Bild galt meine Aufmerksamkeit eher den “nackten” Blütenkörbchen im Vordergrund.

Doch auch so eine Fotosafari geht nicht immer ohne ein bisschen Ärger vorüber. Man würde ja denken, aus Schaden wird man klug, doch bei mir klappt das nicht. Meine Bequemlichkeit bringt es mit sich, dass ich keine Lust habe, das Stativ mit nach draußen zu nehmen und aufzustellen, so dass ich später vor dem Bildschirm feststellen muss, dass die meisten Bilder nicht die Schärfe aufweisen, die ich mir gewünscht hätte. Ok, das nächste Mal nehme ich das Stativ mit und versuche auch, einen Moment der Windstille zu wählen, um meinem liebsten Hobby zu frönen.

Und so vergeht die Zeit, alle Sinne sind hellwach und eine Entdeckung folgt der nächsten. Dort ist das wundervoll herbstlich verfärbte Laub, hier liegt eine Feder, die einem unserer geflügelten Gartenbewohner gehört hat, auf der Wiese und auf dem Weg nach drinnen begegne ich den abgeschnittenen Geranienblüten, die ich vor ein paar Tagen auf dem kleinen blauen Gartentisch hatte liegen lassen.

Und hier noch ein passendes Zitat des provenzialischen Schriftstellers Jean Giono: “Wir haben verlernt, die Augen auf etwas ruhen zu lassen. Deshalb erkennen wir so wenig”.

Habt Ihr auch solche Rituale, die Euch erlauben, Urlaub vom Alltag zu nehmen und Achtsamkeit zu üben? Auf jeden Fall kann ich das Fotografieren wärmstens empfehlen.

Lasst es Euch gutgehen!

Claudine

Blumen, Frühling, Gedanken, Makrofotografie, Natur, Ostern

Frühjahrsgefühle

April 5, 2019

D’Fréijoer, dat ass all Joers ëmmer nees wéi en neit Kapitel opschloen.

Es sollte einmal laut und deutlich gesagt werden: Ich bin ein absoluter Frühlingsfan! Und damit bin ich nicht alleine, haben doch bei meiner kleinen Umfrage im Bekanntenkreis über die Hälfte das Frühjahr als ihre Lieblingsjahreszeit genannt.

Man könnte doch meinen, dass man nach über 50 Jahren Frühlingserfahrung dem Ganzen keine so besondere Beachtung mehr schenkt, doch dem ist definitiv nicht so. Ich habe jedes Jahr das Gefühl ich würde einer Premiere und nicht der x-ten Wiederholung des Theaterstücks “Frühlingserwachen” beiwohnen. Schon Ende Januar setzt bei mir eine dringende Frühlingssehnsucht ein. Vom Supermarkt bringe ich mir holländische Gewächshaustulpen mit nach Hause, blättere durch die von den letzten Jahren aufgehobenen Gartenzeitschriften und sortiere schon die Samentütchen, um ja nicht den Zeitpunkt der ersten Vorsaaten zu verpassen.

Im Februar neigen sich Winterpause und Winterschlaf ihrem Ende entgegen, Schneeglöckchen und Krokusse kündigen das Erwachen der Natur an und wenn dann die ersten lieblichen Veilchen im Lenzmonat März unsere Wiese hinter dem Haus mit violetten Tupfern übersäen, riecht es nach Aufbruch und ich werde ganz kribbelig und zappelig. Bis dato habe ich noch nicht verstanden, was man unter Frühjahrsmüdigkeit versteht, denn Müdigkeit und Frühjahr passen doch so gar nicht zusammen.

Die ersten Sonnenstrahlen erwärmen Herz und Seele, nichts hält mich mehr drinnen und ich verbringe die sonnigen Momente im Garten mit Räumen, Rechen und Schneiden und die Mittagspausen im Liegestuhl auf der Terrasse, gewappnet mit dem Fernglas, um den aus ihrem Winterquartier zurückgekehrten Singvögel beim Nestbau zuzusehen.

Der graue Winteralltag weicht den Farben des Frühlings und die lange Reihe an Steinobstbäumen auf dem unbebauten Nebengrundstück blüht in voller Pracht.

Das Frühjahr gibt neuen Schwung, der Endorphin-Spiegel explodiert. Nicht umsonst spricht man vom “zweiten Frühling”, den “Frühlingsgefühlen” oder dem Umstand sich “wie der junge Frühling zu spüren”.

Im Gemüsegarten wächst der Sauerampfer und der Rhabarber entfaltet seine großen Blätter. Ich freue mich auch schon auf den ersten Rhabarberkuchen und werde beim nächsten Marktbesuch Ausschau nach den ersten Spargeln halten.

Der Frühling steht für Erneuerung, Neuanfang, Veränderung und Aufbruch. Über die Jahrzehnte hinweg werden Bewegungen des politischen Aufbegehrens oft als politischen Frühling bezeichnet, denken wir an den arabischen Frühling, den Damaszener Frühling, den Prager Frühling oder die Flower-Power Bewegung der 60ziger. Auch hier ist der Frühling eine Metapher für Wandel und Neuanfang. Der Frühling ist ein Revolutionär. Leider folgen auf diese politischen Frühlinge voller Hoffnungen sehr oft wieder “kalte Kriege” und politische “Eiszeiten”.

Doch ich bin mir sicher, der nächste Frühling kommt bestimmt.

In diesem Sinne: Lasst es Euch gutgehen und nutzt die Kraft des Frühlings.

                                                                                               Claudine